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Interview mit Alexandra Tosun: Co-Gründerin von Indy Guide

Indy Guide ist ein aufstrebendes Schweizer Start-Up aus der Reisebranche, das sich auf die Vermittlung von Reisenden mit Anbietern in der Mongolei und Zentralasien spezialisiert hat. An der diesjährigen World Travel Market in London, der grössten Fachmesse in der Reisebranche, landete Indy Guide sogleich auf dem zweiten Platz. STARTUPS.CH konnte mit der CO-Gründerin Alexandra Tosun ein ausführliches Interview führen.

 

Die Indy Guide GmbH wurde letzten Sommer von Alexandra und Atahan Tosun über STARTUPS.CH gegründet. Seitdem wächst die Anzahl erfolgreicher Reisevermittlungen stark an. Das Partnernetzwerk umfasst bereits 1‘000 lokale Anbieter in der Mongolei und Zentralasien. Höhepunkt des vergangenen Geschäftsjahres war der zweite Platz an der World Travel Market in London. Erfahren Sie im Interview mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen die Gründer konfrontiert waren und wie sie diese erfolgreich gelöst haben.

 

Frau Tosun, Sie sind – zusammen mit Ihrem Ehemann Atahan Tosun – die treibende Kraft hinter Indy Guide. Was verbindet Sie mit der Mongolei und Zentralasien?

Mein Mann ist selbst Kasache, und hier in der Schweiz aufgewachsen. Schon lange hatte er den Traum, sein Heimatland einmal zu besuchen. Kurz nach unserer Hochzeit haben wir entschieden, diesen Traum zu verwirklichen. Wir haben unsere Jobs gekündigt und uns auf eine Weltreise aufgemacht. Unsere erste Station war Kasachstan. Für meinen Mann war es eine ganz spezielle Erfahrung, zum ersten Mal einen Fuss in das Land seiner Vorfahren zu setzen. Die unberührte Natur, die vielfältige Kultur und die Herzlichkeit der Menschen haben uns so beeindruckt, dass wir die Region sofort in Herz geschlossen haben und seither lässt uns diese Liebe nicht mehr los.

 

Beim Namen Indy Guide denke ich im ersten Moment nicht an die Mongolei oder Kasachstan, wie entstand der Name?

Der Name Indy Guide ist eine Kombination der englischen Wörter “independent” und “Guide”. Unser Icon ist ein Kamel und trägt den Namen “Nomad”. Er symbolisiert Vertrauen und Loyalität. Ein Kamel findet immer seinen Weg, egal unter welchen harten Bedingungen. Bei der Wahl des Namens Indy Guide haben uns zusätzlich die berühmten Filme von Indiana Jones inspiriert. Indy ist ein furchtloser Entdecker und grosser Abenteurer. Der Charakter von Indiana Jones basiert angeblich auf Roy Chapman Andrews. Er war ein amerikanischer Forscher und Abenteurer und bekannt für seine Expeditionen in die Mongolei im frühen 20. Jahrhundert. Er war der erste, der ein fossiles Dinosaurierei in der Wüste Gobi fand. Wir wollen, dass unsere Kunden sich von diesen Abenteuern inspirieren lassen und so neugierig auf ein Abenteuer sind, wie Indy und Roy es waren.

 

Vor der Gründung hatten Sie beide gute Jobs in der Finanz- und Marketingbranche. Weshalb verliessen Sie das sichere Nest für die Unsicherheit der Selbständigkeit?

Uns hat nach den vielen Jahren des Alltags die Abenteuerlust gepackt. Wir wollten unbedingt zusammen die Welt bereisen und uns selbst verwirklichen. Mein Mann hatte schon immer den Unternehmertyp in sich. Wir sahen darum unsere Weltreise als Möglichkeit, um uns über unsere Zukunft Gedanken zu machen. Wir haben uns inspirieren lassen und unsere Idee gefunden. Wir haben beide keine Ausbildung oder Erfahrung im Tourismus. Durch Indy Guide haben wir aber schon so viel gelernt und uns weiterentwickelt. Wir sind stolz darauf, dass wir den Mut zu diesem Schritt hatten. Auch wenn wir zur Zeit deutlich weniger verdienen als früher, haben wir es noch keine Sekunde bereut.

 

Sie konnten bereits über 1‘000 lokale Anbieter in das Partnernetzwerk aufnehmen. Wie konnten Sie als diese Kontakte herstellen?

Lokale Anbieter zu gewinnen war für uns die wichtigste Aufgabe in der Initiierungsphase des Projektes. Wir haben dafür alle grossen Städte und wichtigen Tourismusdestination in Zentralasien und in der Mongolei persönlich besucht, um uns ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Wir sind von Tür zu Tür, von Jurte zu Jurte. Wir haben Agentur um Agentur besucht und mit den Tour-Anbietern gesprochen, Flyer an Busbahnhöfen verteilt und uns mit Tourismusvertretern getroffen. So haben wir unser Netzwerk aufgebaut. Je wichtiger Indy Guide für die Region wird, desto mehr Anbieter sehen den Vorteil einer Partnerschaft und schliessen sich uns an. Damit können wir das bestmögliche und grösste Angebot für unsere Kunden bereitstellen. Uns ist der persönliche Kontakt und das Vertrauen zu unseren Partnern sehr wichtig.

 

… wie garantieren Sie für die Qualität der lokalen Anbieter?

Obwohl wir in Zürich stationiert sind, besuchen wir regelmässig Zentralasien und die Mongolei. Bei diesen Besuchen versuchen wir möglichst viele unserer Anbieter zu treffen und auch neue anzuwerben. Die grosse Mehrheit unserer Partner haben wir bereits persönlich getroffen und kennen gelernt, mit einigen waren wir selbst auf Touren unterwegs oder gar bei Ihnen zu Hause zu Gast. So konnten wir uns über ihre Einstellung, ihre Fähigkeiten und die Qualität ihrer Leistungen ein Bild machen. Zudem coachen wir diejenigen Anbieter, die noch Unterstützung benötigen oder sich austauschen wollen, über Skype, Email oder Telefon. Natürlich setzen wir auch auf direkte Kundenbewertungen von bisherigen Kunden, die auf den Profilen ersichtlich sind.

Unser Netzwerk umfasst von etablierten und professionellen Touranbietern mit mehrsprachigen Guides bis zum einfachen Fahrer oder Gastgeber ohne Englischkenntnisse das ganze Spektrum. Wir möchten für alle Reisetypen und jedes Budget das passende Angebot haben und möglichst vielen Anbietern den Zugang verschaffen.

 

Kurz nach der Gründung waren Sie bereits extrem erfolgreich. Was ist das Geheimrezept?

Unsere Leidenschaft für unser Projekt ist enorm gross. Wir lieben diese Region der Welt sowie ihre Menschen und möchten der Welt unbedingt zeigen, was sie alles zu bieten hat. Diese Region hat unglaublich viel zu bieten, nur die wenigsten wissen das. Wir möchten das ändern. Wir sind überzeugt davon, dass diese Tourismusdestinationen sowie unser damit verbundenes Business Model enormes Potenzial haben. Eine gehörige Portion Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, Kreativität und lange Arbeitstage gehören natürlich auch dazu. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Reise nach Zentralasien!

 

… ist das Geschäftsmodell auch nachhaltig?

Immer mehr Reisende sind es sich gewohnt ihre Reisen selbst zu organisieren. Viele suchen nicht die perfekte Organisation einer Schweizer Reiseagentur, sondern ein authentisches Erlebnis und sind es sich gewohnt online zu buchen. Durch die verschiedenen Marktplätze, die bereits existieren (z.B. Airbnb), sind auch die meisten Kunden mit unserem Peer-to-Peer-Model bereits bestens vertraut und wissen, wie es funktioniert. Wir sind keine Plattform für Pauschaltouristen. Wir spezialisieren uns auf Abenteurer und andere Reisende, die eine lokale und authentische Erfahrung suchen. Mit allen überfüllten Destinationen weltweit wird die Suche nach dem etwas “Anderem”, Neuem, dem Speziellen immer wichtiger. In Südostasien war schon fast jeder. Zentralasien gehört zu den letzten unentdeckten Regionen dieser Welt – und das mit einer Fläche fast 1.5 Mal so gross wie Europa. Darum glauben wir an das grosse Potenzial des Gebiets.

Wir glauben, dass die Demokratisierung und Öffnung dieser Länder weiter vorangehen wird. Wenn die Region weiterhin stabil bleibt, werden wir unsere Ziele erreichen.

 

Gab es auch Herausforderungen vor und nach der Gründung oder lief alles wie am Schnürchen?

Sobald wir uns für eine Rechtsform entschieden und einen Überblick über Vorsorge- und Versicherungsthemen verschafft hatten, lieft die Gründung für uns wie am Schnürchen ab. Mit der Unterstützung von startups.ch haben wir uns schlussendlich für die Gründung einer GmbH entschieden. Im Nachhinein war dies definitiv die richtige Entscheidung für uns. Speziell war es auch, sich mit dem ganzen Thema (Reise-)Versicherungen auseinander zu setzten. Wir haben sogar eine Cyber-Versicherung abgeschlossen. 🙂

 

Zentralasien ist für viele Schweizer eine Blackbox, was kann diese Region einem Touristen bieten?

Die Regionen haben tatsächlich die wenigsten westlichen Reisende auf dem Radar. Das möchten wir natürlich gerne ändern. Die Länder Zentralasiens sind extrem vielfältig, so hat jedes Land seine Spezialitäten und Highlights. Unberührte Natur, vielfältige Tierwelten, magische Seidenstrassenstädte und kosmopolitische Metropolen wechseln sich ab. Am meisten faszinieren uns persönlich die Nomaden-Kultur und die damit verbundene Herzlichkeit der Menschen.

Kasachstan ist das 9. grösste Land der Welt und die Vielfalt der Landschaft ist enorm: weite Steppen, einsame Wüsten, bunte Schluchten, schneebedeckte Berge und mächtige Seen wechseln sich ab. Der Norden ist das Land der Steppe. Der Osten und Süden beheimaten die Altai-Berge und das Tien-Shan-Gebirge. Im Westen grenzt das Land an das Kaspische Meer. Dazwischen findet man kosmopolitische Städte und historische Sehenswürdigkeiten.

Kirgistan ist ein Mekka für alle Fans von Natur- und Bergwelten. Das Land ist besonders interessant für Outdoor-Sport-Fans. Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Reiten, Skifahren oder Radfahren sind überall zu praktizieren. Die kirgisischen Einwohner sind stolz auf ihre nomadischen Traditionen und die natürliche Schönheit ihres Landes. Das Land besteht fast ausschliesslich aus Bergen und wird deshalb oft als die Schweiz Zentralasiens bezeichnet.

Die Mongolei ist das Land des blauen Himmels und des mächtigen Dschingis Khan. Es ist eines der letzten Länder, in denen der nomadische Lebensstil praktiziert und am besten erhalten ist. In den Jurten der Nomaden zu schlafen und deren Gastfreundschaft zu geniessen, lässt einen ganz neuen Blick auf unsere meist hektische und materialistische Welt zu. In der Mongolei spürt und verinnerlicht man die Freiheit, die Unberührtheit und die Nähe zur Natur.

Die Pamir-Highway in Tadschikistan ist eine der berühmtesten Routen der Welt und der  Traum eines jeden Velo- und Geländefahrers. Der höchste befahrbare Pass liegt auf 4655m. Wenn man entlang der afghanischen Grenze unterwegs ist und die vorbei ziehenden Kamel-Karawanen beobachtet, fühlt man sich in die Zeiten Marco Polos zurückversetzt. Die Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel des Hindu Kush in Pakistan sind die Highlights des Wakhan-Valleys.

Turkmenistan ist eines der unzugänglichsten Länder der Welt und demnach wirklich “off the beaten track”. Aber trotz der schwierigen Einreisebestimmungen hat das Land viel zu bieten. Die Menschen sind sehr offen und berühmt für ihre Gastfreundschaft. Die natürliche Schönheit der Karakum-Wüste, die Ruinen der historischen Städte und die Natur-Phänomene sind geheimnisvoll und lohnen sich zu erkunden.

In Usbekistan lässt sich die Magie der alten Seidenstrasse am besten erleben. Die berühmten Städte Samarkand, Bukhara und Khiva wirken wie aus 1001 Nacht und lassen von dieser faszinierenden Zeit träumen. Architektonische Gebäude, farbenfrohe Basare und historische Stätten sind im ganzen Land verstreut. Man hat das Gefühl Aladin begegnen zu können, wenn man durch die alten Gassen mit den sandsteinfarbenen Gebäuden und den türkis glänzenden Kuppeln wandert.

 

Was war Ihr erster Gedanke als Sie die Einladung der Word Travel Market öffneten?

Einfach nur “Unglaublich”! Wir haben uns riesig gefreut. Für uns war es eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass auch Experten das Potenzial unserer Geschäftsmodells sehen.

 

Wie geht es mit Indy Guide weiter?

Wir möchten unsere Tourismusdestinationen weiter promoten, damit mehr Reisende diese Gegend als künftige Destination in Betracht ziehen.

Wir wollen zudem noch mehr lokale Anbieter gewinnen und die gesamte Fläche Zentralasiens abdecken. Dadurch werden wir eine immer wichtigere Rolle im Tourismus dieser Region einnehmen. Aktuell prüfen wir, weitere benachbarte, aufstrebene Länder aufzunehmen.

Wir suchen zur Zeit Partnerschaften aus benachbarten Branchen, mit denen wir unsere Reichweiten gegenseitg steigern können.

Eine ausländische Reisefirma hat Interesse an unserem Modell bekundet. Und zur Zeit prüfen wir eine Beteiligung.

Um unser Modell zu skalieren und um die Qualität sicherzustellen, werden wir vor Ort Länderverantwortliche und weitere Unterstützung wie Social Media Manager, Writer etc. einstellen.

Was raten Sie unseren Jungunternehmern, die gerade über STARTUPS.CH ihr erstes eigenes Unternehmen gegründet haben?

Nicht ewig studieren, sondern mit dem ersten Schritt anfagen. Man wird so oder so viele Fehler begehen, Rückschläge erleben und daraus lernen.

Wer an sich selbst und an die Idee glaubt, wird seine Ziel mit der nötigen Leidenschaft auch erreichen!

 

Frau Tosun, wir danken Ihnen herzlich für dieses interessante Gespräch!

 

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