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Interview mit Marc Bernegger: Start-Up Gründer und Fintech Investor

Marc P. Bernegger, in 2010 vom Branchenverband SwissICT zum „Newcomer oft the year“ gewählt, ist Mitbegründer der Internet-Unternehmen usgang.ch (gekauft von Axel Springer 2008) und amiando (gekauft von XING 2010). Erfahren Sie im Interview wie der promovierte Jurist und heutige Investor die Schweizer Fintech Branche betrachtet und worauf er beim Investieren achtet.

Marc Bernegger, Fintech

Marc Bernegger, Web- Unternehmer und Investor

Herr Bernegger, sind Sie nach dem Studium gleich in der Start-Up Szene als Investor tätig gewesen oder waren Sie vorerst noch als Jurist tätig?

Ich habe schon mit 19, als ich noch im Studium war, meine erste Firma – usgang.ch – gegründet. Das Studium habe ich trotz der ersten Erfolge mit usgang.ch beendet und danach sogar ein Jahr als Praktikant in einer Anwaltskanzlei in Zürich gearbeitet. Im Praktikum habe ich dann schnell gemerkt, dass es nicht meine Welt ist. Danach habe ich in München ein neues Internetunternehmen – amiando – mitgegründet.

Was war der Schlüsselmoment für Sie nun künftig in Start-Ups zu investieren?

Diese Entscheidung kam erst später. Zuerst habe ich noch vier Jahre lang amiando in München aufgebaut. Als amiando im 2010 von XING gekauft wurde, musste ich mich erst wieder neu orientieren. Ein drittes Unternehmen wollte ich nicht gründen, weil ich gerade keine zündende Idee hatte. Auf der anderen Seite faszinierte mich die Idee, mehrere Projekte gleichzeitig zu betreiben und nicht wie bisher alles auf eine Karte zu setzen. Aus diesen Überlegungen heraus begann ich dann in Fintechs zu investieren. Dabei wollte ich aber nicht nur finanzielle Unterstützung anbieten, sondern auch mein gesammeltes Gründerwissen in das Start-Up einbringen.

Sie haben usgang.ch und amiando gegündet, welche von XING und Axel Springer gekauft wurden! Wie ist es zum Deal gekommen?

Bei usgang.ch profitierten wir davon, dass die grossen Medienverlage die Entwicklung im Internet verpasst haben und nun den Anschluss an die jungen Kunden nicht verlieren wollten.

amiando hatte schon immer den Kontakt zu XING, weil die Vernetzungsplattform auch unser grösster Kunde war. Alle Events von XING liefen bereits über unsere Plattform. Zur Zeit der Übernahme wollte XING zusätzlich in neue Geschäftsfelder vordringen und hat sich deshalb nach Akquisitionspartnern umgeschaut.

Beide Unternehmen funktionieren heute noch wie damals als wir sie aufgebaut haben. Diese Nachhaltigkeit war mir als Unternehmer immer besonders wichtig.

Sind Sie derzeit „nur“ in der Fintech-Branche unterwegs?

Geschäftlich bin ich derzeit nur in der Fintech-Branche aktiv. Privat schaue ich mir aber auch andere Geschäftsbereiche an. Zurzeit beschäftige ich mich intensiv mit der Weltraumfahrt und der Technologie, welche dahinter steckt.

Sehen Sie die Schweiz als zukunftsträchtigen Markt für Start-Ups, nicht nur im Finanzsektor oder denken Sie, dass die Start-Ups welche in der Schweiz gründen, früher oder später einen anderen Standort wählen müssen, um dauerhaft erfolgreich zu bleiben bzw. zu werden?

Das kommt ganz auf das Start-Up an, aber da ich bei Greater Zurich Area involviert bin, habe ich ein starkes Interesse daran, dass sich viele Start-Ups hier ansiedeln. Dabei sollen nicht nur ausländische Firmen angezogen werden, sondern auch inländische mit guten Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung gehalten werden. Da Zürich aber grundsätzlich sehr teuer ist, glaube ich, dass in Zukunft eine weitere Dezentralisierung der Geschäftstätigkeiten stattfinden wird.

Rein von den Rahmenbedingungen ist die Schweiz aber sicher ideal für Start-Ups. Dabei profitieren wir insbesondere vom unkomplizierten Gründungsvorgang in der Schweiz und der guten Steuersituation. Sehr gut ist auch der Zugang zu Kapital und Know-How. Mir fehlt aber nach wie vor der „Think Big“ Gedanke, gerade im Internetbereich muss man ein global führendes Produkt anbieten, sonst wird man immer wieder überholt.

Wann ist für Sie eine Idee an der Zeit für eine grosse Investition?

An dem Punkt, wo man mit den zusätzlichen Mitteln schneller wachsen kann. Solange man mit den eigenen Mitteln weiterkommt, braucht es grundsätzlich keine externe Finanzierung.

Welche Themen sind derzeit besonders interessant?

Mein Hauptfokus ist immer noch Fintech. Persönlich schaue ich mir wie erwähnt die Bereiche Space, aber auch Virtual/Augmented Reality an.

Wo sehen Sie die Zukunft und wie stehen Sie zum Thema Robotik?

Wann genau welche Entwicklung eintrifft, das kann wohl niemand sagen. Innovationen mit richtig viel Impact, kommen aber erst noch. Gute Beispiele für bereits sehr disruptive Technologien sind sicher Uber und Airbnb, die gerade ganze Industrien verändern. Fintech dagegen revolutioniert die Wertschöpfung einer bestehenden Industrie.

Unterstützen Sie die Aussage, dass viele Arbeitsplätze fallen werden und durch Roboter ersetzt werden?

Ich kann mir vorstellen, dass gewisse Arbeitsplätze verloren gehen. Es wird aber auch zusätzliche Arbeitsplätze geben, weil mit der Veränderung wiederum neue Jobs geschaffen werden.

In welchen Berufsmodellen sehen Sie – branchenübergreifend – die Zukunft? Wird der „gute alte Handwerker“ noch notwendig sein um ein Haus zu bauen – Stichwort „3D-Drucker“ – oder benötigt es dann „lediglich“ noch die passenden Ressourcen zur Koordination?

Ich glaube, dass das Handwerk wieder wichtiger wird. Aber auch in der Produktion können wir in Europa profitieren, da nicht mehr alles in China produziert werden muss.

Wie sehen Sie das im journalistischen Bereich?

Ich sehe das eher pragmatisch, denn zum Beispiel Sportresultate können wohl sehr gut von einem Computer zusammengefasst werden. Solange das Resultat besser ist, sehe ich nicht ein, warum zwingend ein Mensch notwendig ist. Künstliche Intelligenz und Machine Learning wird viel revolutionieren.

Wie sieht für Sie der optimale Arbeitnehmer der Zukunft aus?

Ich denke, dass die Arbeitnehmer vermehrt zwischen Freelancern und unternehmerischer Tätigkeit aktiv sein werden. Dies ist sicherlich auch für die persönliche Erfüllung positiver. Man geniesst dann auch nicht mehr die gleiche Sicherheit wie früher und ist sich selber mehr verpflichtet.

Sie sind oft im Silicon Valley unterwegs, sind Sie dort auf Suche nach potentiellen Start-Ups oder besuchen Sie bereits welche an denen Sie bereits beteiligt sind?

In den USA habe ich gerade keine Investments, weil es mir zu weit weg ist. Ich möchte meine Investments immer in einem gewissen Radius haben, damit ich sie besuchen kann. Das Silicon Valley ist aber immer sehr interessant, weil dort viele, in ihrem Bereich führende Unternehmen ansässig sind. Dadurch kann man neueste Entwicklungen und Ideen nach Europa bringen.

Vor kurzer Zeit wurde in der Schweiz eindeutig gegen das bedingungslose Grundeinkommen gestimmt, Finnland hingegen startet in 2017 das Pilotprojekt. Wie stehen Sie zum Bedingungslosen Grundeinkommen? Sehen Sie hier grosse Chancen oder zu viele Risiken und denken Sie, dass das Modell sich irgendwann durchsetzt?

Die Idee finde ich spannend, aber sie muss auch finanzierbar sein. In diesem Sinne ist auch die AHV schon ein bedingungsloses Grundeinkommen. Wir werden uns aber schon die Frage stellen müssen, welches das ideale System ist, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten. Man braucht auch Personen die konsumieren, um die Basis der Wirtschaft zu haben. Die Idee ist meiner Meinung nach ihrer Zeit voraus, könnte aber wieder interessant werden, wenn Roboter mehr Arbeiten verrichten als heute.

Ich habe gesehen dass Sie bei Finleap im Advisory Board sind. Was macht dieses Unternehmen genau?

FinLeap ist ein auf die Finanzdienstleistungsbranche spezialisierter Company Builder mit Standort in Berlin. Ich unterstütze das Unternehmen in verschiedenen Bereichen und bin deshalb auch immer wieder in Berlin.

Können Sie Neugründern oder Menschen mit Visionen ein paar Tipps mitgeben, sagen wir mal die 3 wichtigsten Tipps für Neugründer?

Nur das machen, was man mit Herzblut und Passion macht!

Alles dauert länger als geplant, man braucht also Ausdauer und Leidenswillen.

Das Finanzielle sollte nicht der eigentliche Antrieb, sondern nur Mittel zum Zweck sein.

Was macht eine gute Idee aus?

Die Idee muss einen konkreten Kundennutzen erfüllen und man muss damit Geld verdienen können.

Was macht ein gutes Start-Up für Sie aus?

Ein gutes Team mit einer guten Idee zum richtigen Zeitpunkt. Idee heisst hier auch wieder einen konkreten Nutzen zu erfüllen.

Würden Sie die These unterstützen, dass jeder Mensch eine gute Idee entwickeln kann und wenn ja, haben Sie Tipps für die Ideenfindung?

Das glaube ich jetzt eher weniger. Man muss aber auch nicht Entrepreneurship studieren, um ein Unternehmer zu werden. Genau gesagt, muss man auch gar nicht studieren. Zentral ist die Passion zu tüfteln und etwas Neues zu schaffen, das jemand anderem nützt.

Abschliessend nennen Sie mir Ihr Lieblings-Motivationszitat?

“The Future belongs to those who recognise opportunities before they become obvious” von Oscar Wilde.

 

Vielen Dank!

 

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